Stehpulte

Das Stehpult als eine Sonderform des Pults ist seit dem Mittelalter bekannt. Es ist eine auf einem Gestell angebrachte schräge Tischfläche, die dem Schreiben und Lesen im Stehen dient. Meistens waren die Pulte aus Holz, es gibt jedoch auch Pulte aus Stein, Marmor und heutzutage aus Kunststoff und Metall.

Das Stehpult und seine Einsatzorte
Der häufigste Einsatzort war im kirchlichen Bereich: Pfarrer predigten vor Stehpulten, auf denen sie die Bibel oder andere religiöse Werke vor sich liegen hatten. Diese Pulte waren häufig mit kostbarem Schnitzwerk versehen. Wegen ihrer einfachen Transportfähigkeit und dem geringen Platz, den sie benötigten, erfreuten sich die Stehpulte rasch auch außerhalb liturgisch-kirchlicher Zwecke großer Beliebtheit und hielten Einzug in Schreibstuben, Schulen und Bibliotheken. In zweckmäßig schlichter Form, mit einer Rille zur Ablage des Federhalters am unteren Ende der Schrägfläche, waren sie eine beliebte Alternative, einen Schreibplatz unterzubringen, ohne dafür raumgreifende Schreibtische und Stühle platzieren zu müssen. Gerade in Bibliotheken, in denen oft aus Büchern eine Stelle herausgesucht werden musste, war das Stehpult das Möbelstück der Wahl: das Buch konnte darauf aufgeschlagen liegen und der Leser konnte sich bequem hieraus Notizen machen. Auch in Schreibstuben fanden sich neben den repräsentativen Schreibtischen vielfach einfache Stehpulte, an denen Rechnungen und Bilanzen in hierauf offen aufliegenden Büchern eingetragen wurden.

Das Stehpult unter medizinischen Gesichtspunkten
Bald jedoch wurde das Stehpult abgelöst durch ergonomische Schreibtische mit passenden Bürostühlen. Rückenfreundlich geformt, den modernen Arbeitsbedingungen mit Computern angepasst, mussten die Schreibmöbel nun sein. Das Stehpult wurde zur Antiquität, in alten Herren-Schreibzimmern als Blickfang dienend. Verwendung fand es fast nur noch als Rednerstehpult, auf dem die Notizen der Redner ihren Platz fanden, oder als Dirigentenpult zum Halten von Notenblättern.

Im ausgehenden 20. Jahrhundert erlebte das Stehpult eine kurze Renaissance, als Orthopäden und Arbeitsplatzergonomen seine Rückenfreundlichkeit neu entdeckten. Die Frage, ob das Stehpult gesünder für den Rücken sei als herkömmliche Schreibtische, lässt sich jedoch auch heute nicht allgemeingültig beantworten, und so sollte man es mit einem Rückblick auf die Historie versuchen: schon Goethe, Schiller und Napoleon schrieben gerne ab und an ihre Briefe am Stehpult; Hemingway war es, der sich aber auch am Stehpult nach längerer Zeit und mit schweren Beinen gerne einen Barhocker davorstellte.